LICHTSTRAHL 80 EVANGELIUM: Matthäus 21 (1-11) 10. 4.2022
PALMSONNTAG – ANFANG DER KARWOCHE EINZUG IN JERUSALEM Liebe Freunde! Die Würde des Menschen offenbart sich bisher nur in seiner physischen Leibesgestalt. Das Aufrechtstehen, das Aufrechtgehen, das freie Gebrauchen der Hände – das alles ist an jedem gesunden Menschen sichtbar und offenbart die menschliche Würde. Pflanzen stehen aufrecht, aber sie können sich nicht fortbewegen. Tiere können sich fortbewegen, aber sie können nicht ihre Vorderbeine frei einsetzen. Freilich haben manche Tiere sehr spezialisierte Pfoten, aber nur für einen bestimmten Zweck, nicht zu dem freien und vielseitigen Gebrauch, wie es bei dem Menschen der Fall ist. Es ist nur der Mensch, der dies alles kann. Und so hat sich bisher in der Leibesgestalt die Würde des Menschen verwirklicht – sein geistig, seelischer Anteil aber muss sich noch dahin entwickeln, um diese Aufrichte und Freiheit würdig auszufüllen, ihr innerlich zu entsprechen. Was den Menschen von allen anderen Kreaturen in der Schöpfung unterscheidet, ist sein Ich. Sein Ich als Träger seiner ewigen Individualität, seiner Vergangenheit und seiner Zukunft. Dieses Ich ist nicht so unmittelbar sichtbar wie die Leibesgestalt, aber seine wachsende Auswirkungen auf diese werden immer sichtbarer. In der Passionszeit hören wir in der Menschenweihehandlung immer diese Worte: MEIN ICH LIEGT KLAGEND AM BODEN. Verstehen wir sie als Worte, die aus unserem tiefsten Inneren ertönen? Die aus dem Leid der wachen Selbsterkenntnis herausrufen, das erwacht für die Gefahr, die da der menschlichen Würde droht? Dann müssten sie uns tief bewegen, jedesmal wenn wir sie hören, Leid erweckend und eine tiefe Sehnsucht. Aber dadurch eröffnet sich uns vielleicht ein Zugang zu dem Sinn der immer weiter um sich greifenden Erkrankungen der menschlichen Leiblichkeit, des Gebeugtseins, des Gebundenseins, des Verlustes der kraftvollen Aufrichte bis ins Physische hinein. Kann ein leeres Herz, ein brennendes Herz dieses Ich aufrichten? Ganz sicherlich nicht. Es wird die flehende Bitte folgen müssen: ERHEBE ES. Lass es den Weg durch die Karwoche bis an das Kreuz in tiefer Selbsterkenntnis und wachsender Sehnsucht gehen, aber dann lass es einmünden in den Auferstehungsstrom, der am Ostersonntag die ganze Welt ergreifen wird. O Geist der Weltenfernen und der Erdennähe, lasse es so von Jahr zu Jahr in dieser Zeit seinem Ziel entgegenreifen: Der Leibesgestalt des Menschen irgendwann einmal auch geistig-seelisch zu entsprechen. Christine Voigts
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