LICHTSTRAHL 111 EVANGELIUM: Lukas 1 (39-56) 3. ADVENTSSONNTAG 2022
“DA HÜPFTE DAS KIND IN IHREM LEIBE” Liebe Freunde! Das Evangelium, das wir im Advent in der Sonntagshandlung für die Kinder lesen, ist ein anderes, als jenes, welches wir in der Menschenweihehandlung in dieser Zeit lesen. Die Worte aus der sogenannten kleinen Apokalypse (Lukas 21, 25-36), die uns in der Menschenweihehandlung ja an allen vier Sonntagen durch den Advent begleiten, sind ausgesprochen Worte für den erwachsenen, in seinem ICH voll erwachten Menschen, nicht aber für ein Kind, in dem das ICH noch heranreift. Und so lesen wir für die Kinder etwas anderes. Eines dieser Evangelien soll uns heute Grundlage zu unserer sonntäglichen Besinnung sein: die Begegnung der beiden Mütter: Maria und Elisabeth (Lukas 1, 39-56). Bei dieser Begegnung – die Mutter des Johannes ist im sechsten Monat und die Mutter des Jesus ganz am Anfang ihrer Schwangerschaft – ereignete sich etwas sehr wesentliches. Das Kind, das Elisabeth in ihrem Schoss trug, bewegte sich zum ersten mal. “Es hüpfte in ihrem Leibe”, schreibt Lukas. Ungewöhnlich lange hatte sich dieses Kind garnicht bewegt, garnicht bemerkbar gemacht, sodass die Mutter, die schon recht alt war, Sorge um das Wohl ihres Kindes in sich trug. Und nun, bei dem Gruss der jungen Maria, bewegte es sich in einer ausgesprochen lebendigen und starken Weise – es hüpfte! Menschen hüpfen normalerweise vor Freude, vor Begeisterung, wenn sie einer Last entledigt werden. Oft wird erklärend zu diesem Bild verkündet, dass die Kinder Jesus und Johannes sich erkannt haben. Das sollte man viel tiefer verstehen, als nur so, dass sie sich schon aus vorgeburtlichen Zeiten kannten und nun wieder begegneten. Hinter diesem Bild verbirgt sich ein tiefes Geheimnis um jede menschliche Begegnung. Man kann sich ja vorstellen, dass der Blick des Christus, das Wesen des Christus bei der ersten irdischen Begegnung dieser beiden Seelen sehr zugegen war. Dass sie sich in ihrer Verbundenheit und grossen gemeinsamen Aufgabe unter seinen Augen erkannten, nicht nur einfach so als “alte Bekannte”, sondern vor allem in ihrer gemeinsamen Zukunft und Bedeutung füreinander. Und da hüpfte das Johanneskind und bekannte sich spürbar und kräftig zu seiner Inkarnation. Ab da konnte er weiterwachsen, geboren werden und seine unendlich wichtige grosse und schwere Aufgabe Schritt für Schritt ergreifen: das Jesuskind als erwachsenen Menschen zu taufen und damit die Erdeninkarnation, die Menschwerdung des Christus zu ermöglichen. Was hat das nun mit uns Menschen zu tun? Welches Geheimnis um jede menschliche Begegnung wird hier offenbar? Jede wahre menschliche Begegnung hat ihre Vorgeschichte, aber auch ihre Zukunftsmöglichkeit. Immer, wenn wir in einer ersten menschlichen Begegnung eine gewisse Seelenregung verspüren, sei sie positiv oder negativ, können wir sicher sein, dass wir etwas mit diesem Menschen in der Zukunft zu tun haben werden. Wir spüren den Unterschied zu unwesentlichen Begegnungen mit Menschen meistens recht deutlich. Können wir uns vorstellen, dass auf jeder solcher zwischenmenschlichen Begegnung der Blick des Christus ruht? Wissend um die Vergangenheit, auch wissend den tiefen Sinn dieser Begegnung, wissend um die Aufgaben der Zukunft, die diese Begegnung in sich birgt. Denn der Christus weiss um das Schicksal aller Menschen. Unter seinem Blick kann sich immer das vollziehen, das entwickeln, was in dem gemeinsamen Schicksal zweier Menschen als Kraft, Heilung, Erlösung und Fortschritt lebt? Auch wenn zunächst keine Sympathie spürbar und hilfreich ist, sondern sogar manchmal grosse Antipathie herrscht. So kann dieses Evangelium uns zu einem Leitfaden werden in einer Frage, die wir uns täglich im Leben stellen sollten: Was habe ich mit diesem meinem Mitmenschen im Sinne des Christus zu tun? Kann ich das erkennen und bejahen? Unendlich starke, heilende Kräfte im zwischenmenschlichen Leben würden aus einem solchen Bewusstsein in alles, was kommen mag, strahlen. Christine Voigts.
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