LICHTSTRAHL 126 EVANGELIUM: Joh 16(1-33) OSTERN 5. Sonntag 7.5.23
ICH GEHE ZUM VATER Liebe Freunde! Die Osterzeit umfasst 6 Sonntage. In den ersten Sonntagen befassten wir uns in der Verkündigung durch das Evangelium mit der Auferstehung und den Jüngererlebnissen an diesem weltverwandelnden Geschehen - mit dem Unglauben der Menschen, mit dem Zweifel eines Thomas, mit dem Seelenhirtensein des Christus auf alle Zeiten. Jetzt, an den letzten Sonntagen dieser Osterzeit, findet ein bedeutender Umschwung statt. Der Blick wird im Evangelium jetzt auf den Vater gerichtet. Schon in der letzten Woche wurde das in dem Evangelium von dem Weinstock ganz deutlich: “Ich (der Sohn) bin der wahre Weinstock, mein Vater ist der Weingärtner. Er schneidet die Reben, die keine Frucht tragen ab, dann verdorren sie und verbrennen im Feuer. Und heute: “Aus dem Vater bin ich hervorgegangen und in die Welt gekommen, nun verlasse ich wiederum die Welt und gehe zum Vater.” Und am kommenden Sonntag wird es heissen: “Niemand kommt zum Vater ausser durch mich.” Der Evangelist Johannes greift hier die letzten Worte aus dem Prolog, dem Anfang seines Evangeliums auf, wo es heisst: “Gott hat nie ein Mensch mit Augen geschaut. Der eingeborene Sohn, der im Schoss des Weltenvaters war, er ist der Führer zu diesem Schauen geworden.” Liebe Freunde, das ist der tiefe Sinn unseres ganzen Menschgewordenseins und des Menschwerdens in der Zukunft: Dass wir einmal vom Vater geschaffen worden sind als das höchste Gut seiner Schöpfung. Dass wir seine Welt vor langen Zeiten verlassen haben, und nun einen grossen Weg der Entwicklung durch alle Höhen und Tiefen des Lebens wandern. Dass wir seinen Sohn, den Mensch gewordenen Gott, dabei immer an unserer Seite haben, der uns verständnisvoll, tröstend und kräftigend führen möchte. Wohin? Zurück zum Vater! Am Ende dieses Weges werden wir wieder in der Welt des Vaters ankommen. Aber ganz, ganz anders, als wie wir sie verlassen haben. Als das, wozu wir geschaffen sind, was unser Menschheitsziel ist: als Gott Ebenbürtige wieder mit dem Vater eine Einheit zu bilden. Solche Gedanken sind nicht neu, sie sind tiefes Mysterienwissen aller Zeiten, aber dass sie ausgesprochen werden, das ist neu. Wir dürfen sie aber nur aussprechen, wenn sie uns mit einer tiefen Ehrfurcht erfüllen. Und mit einer tiefen Liebe zu dem, der das ganze Projekt Mensch und Erde geschaffen hat, zu diesem allmächtigen und allgegenwärtigen Daseinsgrund. Wir haben ein Gebet bekommen, in dem wir den Vater ansprechen. Wenn wir das VATER UNSER würdig sprechen wollen, kann und muss diese tiefe Ehrfurcht und Liebe wieder anfangen, darin zu leben. Wie sehr hat dieses Gebet gelitten unter den Wegen, die es genommen hat in den Herzen der Menschen: es ist vielfach zu einem sinnentleerten Geplapper geworden, es wurde missbraucht zur Tilgung von Schuld und Sünde nach einer Beichte, es wird wie ein Schlager gesungen – kann darin noch das Licht aufleuchten, das uns zurück zum Vater führen möchte? Wohl kaum. Es muss neu errungen werden. In einer Menschenweihehandlung sind wir alle zusammen unterwegs auf einem bedeutsamen Weg. Als aktive Mitvollbringer sind wir hoffentlich an einem tief empfundenen Punkt der Ehrfurcht und Liebe zu unserem göttlichen Ursprung und Ziel angekommen, wenn wir das VATER UNSER hören. Wann ist dieser Moment in der Weihehandlung am Menschen? Es ist der Moment NACH der Wandlung von Brot und Wein auf dem Altar. Es ist der Moment VOR der Kommunion, der Vereinigung mit dem Leib und dem Blut des Sohnes. Da, an dieser Stelle, in diese Stille eines grossen heiligen Momentes sprechen wir die Worte dieses Gebetes zu unserem himmlischen Vater. So heilen wir in einer Menschenweihehandlung das Gebet und heiligen wir den Weg von unserem Ursprung zu unserem Ziel in der Nachfolge des Christus. Christine Voigts.
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