LICHTSTRAHL 155 EVG: Joh 2, 1-11/ Die Hochzeit zu Kana EPIPHANIAS 21.2.24
ACHTE AUF DIE KRAFT, DIE DA WEBT ZWISCHEN MIR UND DIR (Vers 4) Liebe Freunde! Am dritten Tage nach der Jordantaufe spricht der Christus Jesus diese Worte zu Maria. Was webt zwischen mir und dir? Was webt zwischen Gott und Mensch, zwischen Seele und Geist, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Was webt in jedem Bild gewordenen Sein? Ein zentrales Bild des christlichen Glaubens ist immer noch das Kreuz. Gross hängt es über den Altären, und die betende Seele des Menschen schaut immerzu darauf. Das Kreuz wird den Menschen aber auch eingeschrieben, im Segen des Priesters, in einem Sakrament – aber es schreiben sich auch die Menschen selber das Zeichen des Kreuzes ein, immer wieder, wenn sie sich mit der Kraft verbinden wollen, die da webt zwischen Gott und Mensch. Wir kennen es meistens so, dass das Kreuz erst von oben nach unten und dann vom Herzen aus nach rechts eingeschrieben wird. Erst vertikal und dann horizontal. Das ist durch die lange Kirchengeschichte des Christentums immer so gewesen. In unserem Bestattungsritual aber erscheint diese Kreuzeinschreibung gleich am Anfang einmal ganz anders! Erst wird der vertikale Weg nachgezeichnet und danach der horizontale. Je öfter man das miterleben kann, je tiefer schreibt sich der Seele dieses andere Kreuz ein und es erwacht eine grosse Frage: Warum ist das so? Was webt zwischen dem einen und dem anderen Kreuz? Durch zwei Jahrhunderte hindurch verstanden die Jünger zunächst, und dann ab dem dritten Jahrhundert auch die Kirchen als Institution, ihren Auftrag so, dass sie die Botschaft des Christus in die Welt tragen möge. Das sind die Worte des Engels am Grabe am Ostermorgen. Diesem Auftrag wurde in aller Treue gedient. So verstanden die Kirchen auch ihren Missionsauftrag. Die Missionare mussten sie sich aber erst einmal tief mit dem Bild des Gotteswirkens, dem Bild des Wirkens von oben nach unten, erfüllen. Das gab ihnen die Kraft, den Mut, den Glauben in die Welt zu ziehen, den horizontalen Auftrag zu erfüllen und die Botschaft in die Welt zu tragen. Wie ist das heute? Erleben wir Menschen noch in dieser Hingabe und Festigkeit das Gotteswirken von oben nach unten, dass wir in aller Überzeugung und Kraft als Diener dieses Wirkens in die Welt treten können. Wollen wir noch missionieren? Das fällt uns doch immer schwerer und wir kommen uns manchmal vor, wie eine Pflanze im Wind, die Mühe hat, sich in den Stürmen der Zeit tief genug zu verwurzeln und standhaft zu bleiben. Da kann man nicht mehr viel in die Welt tragen. Können wir vielleicht dem vertrauen, dass die Menschen in ihrem Dienen dem Christus lange in den Umkreis gewirkt haben, Kirchen gebaut haben, missioniert haben – dass da eine starke Grundlage aufgebaut worden ist? Und auf dieser Grundlage dürfen wir uns jetzt einmal vor allem um unsere ganz eigene Standhaftigkeit und Glaubenskraft bemühen. Wir dürfen beim Bekreuzigen fühlen: Ich gehe mit dem vertikalen Strom in meine eigenen Tiefen und verwurzel mich fester, weil es nötig ist. Ich gehe in die Dunkelheit, in die Tiefen meines Erdendaseins – ja, in die ungeheuren Tiefen der Erdenmitte, mit der Christus sich ja am Karsamstag verbunden hat. Erst einmal wird dieser horizontale Strom bestätigt, dann kann und muss ich mich in die Tiefen wagen und Wurzeln bilden– fest entschlossen und gefasst. Liebe Freunde! Die tiefste Verwurzelung mit dem Christuswirken ist der Moment des Todes. Da wird es sehr wesentlich, ob wir uns mit seiner Botschaft verbunden haben können in unserem Leben. Ob wir seine Zeichen kennen, ob wir an die Verwandlung der Substanzen glauben? Ob die Wandlung von Wasser zu Wein in Kana für mich ein Wunder ist, oder eine Tatsache, die sich fortwährend ereignet und die ich anfangen kann zu verstehen. So können wir mit aller Kraft in die Tiefe des Sterbens gehen und wissen: aus diesem tiefsten Punkt ereignet sich dann die Auferstehung. Der Christus geht mit mir bis da ganz hinunter, darauf darf ich schauen, darauf darf ich vertrauen, das ist der grösste Moment der Verwandlung meines Menschseins, dann fängt ein ganz neues, das nachtodliche Leben an. Deswegen kann einen das anders gezeichnete Kreuz am Sarg eines verstorbenen Menschen am Anfang einer Bestattung so tief berühren. Weil sich da ein grosses Geheimnis offenbart zwischen Mensch und Gott, weil da diese Worte aus unserem Evangelium verständlich werden und leise zu jedem Menschen gesprochen werden: ACHTE AUF DIE KRAFT, DIE DA WEBT ZWISCHEN MIR UND DIR. Die nächste Festeszeit nach der jetzigen Epiphaniaszeit wird die Zeit der Passion sein. Mögen wir diese Worte als Wegbegleitung dorthin in uns bewahren. Christine Voigts
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