EVANGELIUM: Matthäus 4 (1-11) 7
Liebe Freunde! Die sechste Bitte aus dem Vater Unser ist immer wieder für uns Menschen eine Herausforderung, wenn wir sie nicht einfach so herunterbitten wollen, sondern mit Bewusstsein zu füllen versuchen. Wie kann diese Bitte gemeint sein: “Und führe uns nicht in Versuchung.”? Gott wird uns doch nicht versuchen? Jakobus, der Bruder Jesu und sein Jünger, schreibt in seinem Brief voller Ratlosigkeit dazu: “Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemanden”. Also, wie können wir diese Bitte im Vater Unser aussprechen ohne entweder unser Bewusstsein auszuschalten, oder aber in echte Bedrängnis zu geraten? Denn selbst bei seinem eigenen Sohn hat Gott das zugelassen, dass er in diese Versuchung geführt wurde. Wenn wir uns in dem heutigen Evangelium die Versuchung des Jesus Christus anschauen, dann geht dieser Versuchung ja ungeheuer viel voraus. Zum einen ist es die Taufe im Jordan, bei der der Christus Geist als höchstes Gotteswesen Wohnung nimmt in einem Menschen. Zum anderen liegen 40 Tage des Fastens und der absoluten Einsamkeit in der Wüste dieser Versuchung zugrunde. Erst, als der Christusgeist so weit Mensch geworden ist durch die Entbehrungen und wichtige Zeit der Reifung in den 40 Tagen, tritt der Versucher an ihn heran. Man kann ja auch sagen: Da lässt Gott es zu, dass der Versucher überhaupt von ihm wahrgenommen wird. War er nicht vorher von einem grossen Schutz umgeben, weil er ihm garnicht hätte widerstehen können? Es heisst, dass es ihn hungerte. Es regte sich etwas tief Menschliches in ihm, das ihn der Begegnung mit dem Widersacher entgegenführte. Vorher hatte er diesen Hunger nicht empfunden. Es kann uns ja inniglichst berühren, wenn wir uns einlassen auf die Brisanz der Situation. Wie dort eine Versuchung nach der anderen bestanden wird, und dann die nächste immer noch gekonnter und herausfordernder wird. Aber der Christus Jesus bleibt standhaft, stark und tief verbunden mit dem Vater und so muss der Versucher sich abwenden. Die Gotteskraft in dem Menschen Jesus ist unendlich gewachsen in dieser Situation. Er war reif geworden in den 40 Tagen für diese Prüfung seiner Standhaftigkeit. Der Vater hatte ihn erst dann in diese Versuchung geführt. Vorher hätte er wahrscheinlich nicht die Kraft gehabt, ihr zu wiederstehen. Und so können wir ja einmal versuchen, die sechste Bitte im Vater Unser so zu sprechen, dass wir wohl in die Versuchung kommen wollen und werden, geführt von den weisen Mächten, die uns auf unserem Weg der Reifung begleiten. Dass wir das annehmen und verstehen wollen, dass wir aber sehr wohl darum bitten, dass sie nie zu gross sein möge. Nur immer so gross, dass wir sie bestehen können und an ihr wachsen können. So werde ich als Mensch in dieser Bitte im Vater Unser zu einem Mitarbeiter und Mitwirkenden in meinem Schicksal, und lege nicht alles passiv in seine Hände in dem Glauben, dass er weiss, was gut für mich ist. Christine Voigts
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